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2022
Besucht man Wochenmärkte oder schaut in die Obst- und Gemüseabteilungen von Supermärkten, sieht man viele unterschiedliche Qualitätssiegel. Doch bei allen ist eins gleich: Das Wort BIO! So gibt es Siegel von Anbauverbänden, staatliche Biosiegel und Siegel von Bio-Marken. Die Unterschiede sind meist deutlich, aber nicht überall wo Bio oder Öko drauf steht ist auch Bio oder Öko drin. Für was steht welches Siegel und welche Qualität erwartet mich hinter diesen. Wir haben genau hingeschaut.
Am bekanntesten und am längsten auf den Markt sind die Siegel der EU sowie von Deutschland. Einen Unterschied zwischen dem Siegel der EU und von Deutschland gibt es nicht. Diese definieren genau, was Bio und ökologisch bedeutet und geben vor, an was sich Unternehmen halten müssen, um diese Siegel zu erhalten. Inhalte sind u.a.:
§ Lebensmittel dürfen weder Farbstoffe noch Geschmacksverstärker, künstliche oder naturidentische Aromen, Stabilisatoren oder synthetische Süßstoffe enthalten.
§ Mindestens 95 Prozent der Grundzutaten müssen aus dem Bio-Landbau stammen.
§ In der Tierhaltung ist Anbindehaltung grundsätzlich verboten, das heißt, die Tiere haben mehr Platz als in der konventionellen Tierhaltung.
§ Futtermittel werden ökologisch produziert.
§ Tiere dürfen keine Antibiotika, Wachstums- oder Leistungshormone in das Futter gemischt bekommen.
§ Auch Stickstoff-Dünger und chemische Pflanzenschutzmittel(Pestizide) sind verboten.
§ Genauso wenig ist es gestattet, die Waren mit Strahlen jeder Art zu behandeln oder Gentechnik einzusetzen.
Neben den Siegeln der EU bzw. Deutschland sind vor allem drei weitere bekannt: Demeter, Bioland und Naturland. Das sind eigene Verbände mit eigenen Richtlinien, die höher und strenger sind als jene der EU und Deutschland. Bei diesen Verbänden muss u. a. eine komplette ökologische Bewirtschaftung gewährleistet sein, pro Hektar dürfen weniger Masttiere gehalten werden und die Tiere dürfen nur mit biologischem Futter ernährt werden. Aus Klimaperspektive sind vor allem diese Labels zu empfehlen, da diese die höchsten Anforderungen an die Unternehmen haben. Für die WeintrinkerInnen unter uns, lässt sich zudem noch die Marke ecovine empfehlen.
Doch muss man diese Inhalte auch kritisch beleuchten. Diese Unternehmen bauen nicht zu 100%ökologisch an und auch im Bereich der artgerechten Tierhaltung gibt es Unterschiede. So sind u. a. bei den Siegeln der Verbände fast die doppelte Anzahl von Legehennen oder Masthühnern pro definierter Fläche erlaubt – 6.000Legehennen in einem Stall gegenüber 3.000 Legehennen bei den Verbänden.
Seit vielen Jahren haben Discounter eigene Bio-Produktlinien eingeführt, die sie mit eigenen Markennamen bewerben. Ziel dieser Marken ist es, sich am Markt hervorzuheben und sich ein „Bio-Image“ aufzubauen. Alle diese Marken müssen mindestens die Anforderungen der EU bzw. des deutschen Bio-Siegels erfüllen.
Produkte oder Labels, die nicht die Begrifflichkeiten biologisch oder ökologisch verwenden, erfüllen auch nicht die Standards der EU bzw. Deutschland. Hingegen werden gerne die Begriffe wie regional, ohne Gentechnik oder natürlichen Ursprungs auf den Produkten verwendet. Diese Begriffe sind jedoch nicht geschützt, also haben keine Mindeststandards und werden demnach auch nicht überprüft. Zudem sollte vermieden werden, dass bestimmte Siegel, die für andere Standards oder Zertifizierungen stehen, nicht mit Bio- oder Öko-Siegeln gleichgesetzt werden. Zum Beispiel das Siegel von MSC bei Fischprodukten. Dieses hat nichts mit Bio Standards zu tun, sondern zeigt auf, dass das Produkt aus einer kontrollieren nachhaltigen und zertifizierten Fischerei stammt.
Die verschiedenen und vielen Bio Siegel auf den Markt können zur Verwirrung führen. Jedoch versichern diese die Einhaltung rechtlicher Mindeststandards und helfen uns dabei, höhere Qualität der Lebensmittel zu erkennen, eine Orientierung für den landwirtschaftlichen Anbau zu bekommen und sicher zu sein, dass keine Chemie eingesetzt wurde. Doch – und das ist wichtig zu wissen – bedeutet Bio nicht gleich regional. So können Bio Produkte auch von Übersee kommen.
Sind Bio Produkte nun also nachhaltig? Jein: denn teilweise haben auch Bio Produktelange Lieferketten hinter sich und produzieren dadurch CO2. Andererseits müssen bestimmte Kriterien bei der Produktion bzw. dem Anbau eingehalten werden, was wiederum die Umwelt schont. Das bedeutet also: Bio heißt nicht gleich regional heißt nicht gleich klimafreundlich – doch Bio kann helfen, klimafreundlicher zu sein.